Das letzte große zusammenhängende Tiefregenwaldgebiet Sumatras leidet seit Jahren unter einem starken Rückgang von den Schutzräumen der einheimischen Großsäugetiere, darunter Sumatra-Elefanten und Orang-Utans. Rund um den Nationalpark bedrohen die Abholzung der Wälder und die Errichtung von Ölpalmplantagen ihren Lebensraum. Häufig müssen sie auf der Suche nach Nahrung ihre Rückzugsgebiete verlassen und dringen dabei bis in die Siedlungen der Menschen vor, was die Konflikte zwischen Einheimischen und Wildtieren weiter verschärft. Um das einzigartige Ökosystem zu schützen, startete die ZGF bereits im Jahr 1998 das Schutzprogramm als Auswilderungsprojekt für Orang-Utans. Mit dem Ziel, im Zentrum der indonesischen Insel eine überlebensfähige Orang-Utan-Population aufzubauen, arbeitet ein Team von lokalen Projektmitarbeitern im engen Austausch mit der einheimischen Bevölkerung an der Beratung und Aufklärung über den Schutz des Regenwaldes. In Vorbereitung auf die Auswilderung werden die aufgefundenen oder aus illegaler Haltung stammenden Orang-Utan-Waisen in der Dschungelschule des „Open Orangutan Sanctuary“ (OOS) trainiert.
Auch Dank der langjährigen Unterstützung des Tierparks Hellabrunn konnte das Programm bis heute zum umfangreichen Naturschutzprojekt ausgeweitet werden. Nun ermöglicht der Nachlass einer Erbschaft zugunsten des Tierparks den weiteren Ausbau der Zusammenarbeit mit der ZGF. „Kern des Projekts in Bukit Tiga Puluh war schon immer die Auswilderung der Sumatra-Orang-Utans, um den Gesamtbestand der vom Aussterben bedrohten Tiere in Sumatra zu stärken“, erklärt Julia Knoll, in Hellabrunn zuständig für die Bereiche Artenschutz und Edukation, und weiter: „Mit diesem einmaligen finanziellen Beitrag kommt der Tierpark Hellabrunn dem Wunsch der Erblasserin nach, in die Versorgung der Orang-Utans vor Ort zu investieren.“
Die Unterstützung kommt genau zur rechten Zeit: Im vergangenen April fanden die bisher jüngsten zwei Orang-Utan-Jungtiere Sudin und Siti ihren Weg in das Schutzprogramm. Durch eine Intervention der indonesischen Behörden konnten die beiden anderthalbjährigen Tiere ihrem Schicksal von einem nicht artgerechten Leben entgehen und wurden in die Obhut des ZGF-Teams übergeben. Damit steht das ganze Projektteam der ZGF vor großen Herausforderungen. „Für das Wiederansiedlungsprogramm betreibt die ZGF zwei Orang-Utan-Stationen südlich und südöstlich des Nationalparks. Nun sind Umbauarbeiten im Gang, damit unsere Kolleginnen und Kollegen die beiden jungen Orang-Utans optimal versorgen können“, sagt ZGF-Programmleiter Dr. Peter Pratje, der sich über die Neuankömmlinge freut. Momentan sind die Orang-Utan-Jungtiere in einer eigens eingerichteten Kinderstation des „Sumatra Orangutan Rehabilitation Center" (SORC) untergebracht. „So junge Waisen müssen in ihren ersten Lebensjahren rund um die Uhr von fachkundigen Pflegerinnen und Pflegern betreut werden, um den fehlenden Körperkontakt mit der Mutter auszugleichen. Außerdem müssen die Pflegerinnen und Pfleger grundlegende Verhaltensweisen trainieren, die sie üblicherweise von ihren Müttern übernehmen würden“, konkretisiert Pratje. Die Waisen optimal zu versorgen erfordert Zeit und zusätzliche personelle Ressourcen. Darüber hinaus soll vor allem bei der technischen Infrastruktur vor Ort aufgerüstet werden.
Die neue Kooperation nimmt auch Tierparkdirektor Rasem Baban zum Anlass, die bedeutende Rolle des Tierparks Hellabrunn als Bildungs- und Naturschutzeinrichtung zu betonen: „Als moderner wissenschaftlich geführter Tierpark nehmen wir unsere Aufgabe, die Besucher für die biologische Vielfalt und den Naturschutz zu sensibilisieren, sehr ernst. Unsere Tiere in München sind die Botschafter für ihre Art in ihrem natürlichen Lebensraum und wir freuen uns, einen weiteren Beitrag zu seinem Erhalt zu leisten.“
Im Artenschutzzentrum und der Orang-Utan-Halle des Tierparks können sich Besucherinnen und Besucher über die Herausforderungen des Naturschutzes im Lebensraum der Menschenaffen und die von Hellabrunn unterstützten Artenschutzprogramme informieren. Über die Spendenbox können sich auch Besucherinnen und Besucher jederzeit mit kleinen Beiträgen an der Unterstützung beteiligen.