Hellabrunn unterstützt weltweit insgesamt 14 langfristige Artenschutzprojekte, darunter das Cikananga Wildlife Center in Indonesien, die Fundación Jocotoco zum Schutz der Braunkopfklammeraffen in Ecuador sowie das internationale Waldrappteam, das sich der Wiederansiedlung dieser besonderen Zugvogelart widmet.

Waldrapp-Symposium in Südspanien

Vergangene Woche nahm Artenschutz-Kurator Dr. Eric Diener am Waldrapp-Symposium in Südspanien teil, um sich mit verschiedenen Stakeholdern und Organisationen über die weitere Zusammenarbeit im Artenschutz für diese bedrohte Vogelart auszutauschen. Der Waldrapp war bis ins späte Mittelalter in Süddeutschland, Österreich, der Schweiz und weiten Teilen Südeuropas verbreitet. Durch Übernutzung, insbesondere Jagd, wurde die Art in Europa ausgerottet, und man nahm an, dass sie vollständig verschwunden sei. Erst später entdeckte man kleine Restbestände in Marokko, der Türkei und Syrien, wo die Vögel jedoch unter suboptimalen Bedingungen, wie Trockenheit, ums Überleben kämpfen. Tiere aus Marokko wurden in europäische Zoos gebracht, und Wiederansiedlungsprojekte fanden im Alpenraum und auch in Spanien statt.

Ziel des Symposiums war es, alle Akteure aus dem Alpenraum, Spanien, Marokko, der Türkei, Syrien sowie Vertreter aus Universitäten und Zoos, die mit dem Waldrapp arbeiten, zusammenzubringen. Im Vordergrund stand die Vernetzung einzelner Waldrapp-Populationen sowie die Koordination weiterer Artenschutzprojekte. Auch der Tierpark Hellabrunn möchte sich mittelfristig wieder aktiv an Auswilderungsprojekten für den Waldrapp beteiligen.

Am kommenden Dienstag, den 18. März, findet im Hellabrunner Artenschutzzentrum ein Vortrag mit Helena Wehner vom Waldrappteam zum Thema „Tiefes Vertrauen und spektakuläre Flüge: Die Wiederansiedlung eines Zugvogels“ statt. Es gibt noch freie Plätze, eine Anmeldung ist per E-Mail an artenschutz@hellabrunn.de erforderlich. Helena Wehner, seit 2019 Ziehmutter und wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Waldrappteam, berichtet von ihren Erfahrungen mit den Waldrappen und den Herausforderungen bei der Wiederansiedlung dieser Zugvögel. Sie wird auch auf die Gefahren eingehen, denen der Waldrapp weiterhin ausgesetzt ist.
Einlass von 18:30 bis 19:00 Uhr über den Sondereingang zum Artenschutzzentrum in der Siebenbrunner Straße (kleines Gittertor auf Höhe des Artenschutzzentrums, auf halber Strecke zwischen den Toren 8 und 9).

Hellabrunn unterstützt den Bau der Volierenanlage in Cikananga

Seit 2023 setzt sich Hellabrunn im Rahmen der Neugestaltung der Dschungelwelt aktiv für den Schutz und Erhalt indonesischer Singvögel ein. Als einer von drei Kernpartnern unterstützt der Tierpark die Artenschutzorganisation Cikananga im indonesischen Regenwald bei der Erhaltungszucht von verschiedenen, in Indonesien endemischen Singvogelarten. Ein wichtiger Beitrag hierzu ist die finanzielle Unterstützung für den Bau einer neuen Vogelvoliere, die kürzlich fertiggestellt wurde.

Im April wird Dr. Eric Diener das Cikananga Wildlife Center besuchen, um sich mit dem dortigen Team über die Arbeit in der Tierarztpraxis auszutauschen und die weitere Zusammenarbeit zu besprechen und den intensiven Wissensaustausch über Tierpflege, Artenschutz und die Wiederansiedlung bedrohter Singvögel zu fördern. Auch ein Besuch eines Naturschutzgebiets zur möglichen Auswilderung ist vorgesehen.

Die Singvogelarten Südostasiens sind durch Regenwaldzerstörung und illegalen Wildtierhandel akut bedroht. In Indonesien werden viele Vögel gefangen und verkauft, was zu einem drastischen Rückgang ihrer Populationen führt. Die EAZA-Kampagne „Silent Forest“ macht seit 2017 auf dieses Problem aufmerksam. Das Cikananga Conservation Breeding Center (CCBC) züchtet bedrohte Singvogelarten und plant deren Wiederansiedelung. Sie arbeiten dabei eng mit der lokalen Bevölkerung zusammen, um alternative Einkommensmöglichkeiten zu schaffen und das Bewusstsein für den Naturschutz zu stärken.

Finanzierung von Rangern für die Fundación Jocotoco

Hellabrunn engagiert sich für den Schutz der Ecuador-Braunkopfklammeraffen im Canandé-Reservat im Norden Ecuadors. In diesem Schutzgebiet lebt die größte verbleibende Population dieser vom Aussterben bedrohten Unterart des Braunkopfklammeraffen. Hellabrunn unterstützt die Stiftung unter anderem durch die Finanzierung von inzwischen fünf Parkrangern. Mit weniger als 500 Tieren gehört der Ecuador-Braunkopfklammeraffe zu den am stärksten bedrohten Primaten weltweit. Im Canandé-Reservat lebt eine der größten bekannten Populationen mit über 250 Tieren, die in Gruppen von bis zu 30 Affen leben. Die täglichen Beobachtungen der Parkranger zeigen, dass sich die Affen erfolgreich fortpflanzen. Die genaue Populationsgröße zu ermitteln, ist jedoch schwierig, da das Gelände schwer zugänglich ist und die Affen tagsüber weit verteilt in kleinen Gruppen unterwegs sind.

In den kommenden Monaten gibt es weitere Vorträge zu einzelnen Artenschutzprojekten in Hellabrunn. Weitere Infos zum Programm unter www.hellabrunn.de/vortraege

Copyright: Tierpark Hellabrunn / Foto: Jan Saurer
Copyright: Tierpark Hellabrunn / Foto: Jan Saurer