Ab Anfang November startet die Forschungsgruppe iSearch der Technischen Universität München (TUM) im Tierpark eine wissenschaftliche Untersuchung – nicht etwa in Bezug auf die tierischen Bewohner, sondern ganz gezielt zu den kleinsten Besucherinnen und Besuchern. Hierbei können interessierte Eltern auf spielerische Weise feststellen lassen, wie ihre Kinder Informationen suchen und individuelle Lernprozesse bei ihrem Nachwuchs entstehen.
Zur Erforschung dieser Fragen führt das Institut ab dem 6. November in der Tierparkschule Hellabrunn altersgerechte Studien mit Kindern ab 2 Jahren, Jugendlichen und auch Erwachsenen durch, in Form von kurzen, unterhaltsamen Forschungsspielen. „Darin geht es zum Beispiel darum, Fragen in einem Ratequiz zu stellen oder versteckte Gegenstände zu suchen. Bei unseren Spielen gibt es kein “richtig” oder “falsch” – wir untersuchen, welche Strategien die jungen oder älteren Probanden verfolgen oder worauf sie besonders neugierig sind.“, erklärt die verantwortliche Projektleiterin der TUM, Prof. Dr. Dr. Azzura Ruggeri.
Die Forschungsgruppe iSearch der Technischen Universität München untersucht, wie Kinder aktiv Informationen in ihrer Umgebung suchen, um ihre Annahmen zu überprüfen und ihre Erkenntnisse weiterzuentwickeln. Ziel ist es, zu verstehen, welche Strategien Kinder nutzen, um effektiv zu lernen – zum Beispiel durch Fragestellungen oder das gezielte Erkunden von neuen Informationen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem “ökologischen Lernen“, bei dem Kinder flexibel die Lernstrategien auswählen, die am besten zu ihren individuellen Fähigkeiten und ihrer aktuellen Lernumgebung passen – sei es im Klassenzimmer, im sozialen Umfeld, in digitalen Räumen oder eben in der besonderen Umgebung des Tierparks.
„Wir verfolgen einen interdisziplinären Ansatz, der Erkenntnisse aus Entwicklungspsychologie, Kognitionswissenschaft, Bildungsforschung, und Computermodellierung zusammenbringt. Dadurch wollen wir den Entwicklungsverlauf des aktiven, ökologischen Lernens besser verstehen, die zugrundeliegenden kognitiven, sozialen, und kulturellen Mechanismen nachvollziehen, sowie gewonnenes Wissen für praktische Anwendungen im Bildungsbereich bereitstellen.“, führt Ruggeri fort.
Hellabrunns Tierparkdirektor Rasem Baban unterstützt das bildungsfokussierte Projekt: „Wir freuen uns sehr, dass wir mit Hellabrunn Teil dieser richtungsweisenden Forschungsarbeit unter aktiver Einbeziehung unserer wichtigsten Zielgruppe „Kinder und Eltern“ sind. Diese edukative Grundlagenerhebung spielerischer Natur zahlt auch auf den Bildungsauftrag unserer zoologischen Einrichtung ein, da das Verständnis zu kognitivem Verhalten junger Menschen eine wichtige Voraussetzung für die Etablierung wirkungsvoller Edukationskonzepte in der Umweltbildung ist.“
Bürgermeisterin und Hellabrunner Aufsichtsratsvorsitzende Verena Dietl ist hocherfreut über die Kooperation zwischen Universität und Tierpark: „Hier werden sinnvolle Synergien zwischen zwei etablierten Münchner Institutionen gehoben, die sich beide auf ihren Spezialgebieten der Wissensvermittlung und Forschung verschrieben haben. Und die Tatsache, dass in dieser Untersuchung unsere jüngsten Besucherinnen und Besucher im Fokus stehen, unterstreicht wie wichtig wir den Themenkomplex um frühkindliches Lernverhalten nehmen.“
Auch Sandra Buchberger, Leiterin der Tierparkschule Hellabrunn öffnet gerne die Türen ihres Hauses „Die Tierparkschule als naturnaher Lern- und Bildungsort ist per se eine passende Umgebung, diese spielerische Studie mit den Kindern durchzuführen, um diese Erkenntnisse zum Lernverhalten von Kindern zu ergründen. Wir sind gespannt auf die Ergebnisse!“
Die 10-15-minütigen Forschungsspiele von iSearch finden bei schönem Wetter im Außenklassenzimmer und bei schlechter Witterung im Inklusionsraum im ersten Obergeschoss der Tierparkschule Hellabrunn im Mühlendorf statt. An den Befragungstagen ist der barrierefreie Zugang entsprechend ausgeschildert. Der Weg führt über den Biergarten im Mühlendorf hinter dem Streichelgehege zum Seiteneingang der Tierparkschule. In einer ersten Testphase werden die Forschungsspiele an unterschiedlichen Wochentagen im November und Dezember angeboten, bevor es ab Anfang des Jahres 2025 regelmäßige Termine der TUM vor Ort in Hellabrunn geben wird. Detailinformationen werden auf der Webseite des Tierparks unter www.hellabrunn.de/tum veröffentlicht. Die erhobenen Daten werden anonymisiert und entsprechend den Vorgaben der DSGVO verarbeitet. Als Dankeschön für die Teilnahme gibt es seitens der TUM kleine Preise zu gewinnen.