Mit dem neuen, strahlend blau leuchtenden Becken ist eine besondere Tierart ins Hellabrunner Aquarium zurückgekehrt: Ohrenquallen. Diese faszinierenden Meeresbewohner beeindrucken mit ihrem schirmartigen, nahezu durchsichtigen Körper und spielen zugleich eine bedeutende Rolle im Ökosystem der Meere.
Der neue Quallenkreisel, ein ovaler Ausschnitt eines Salzwasserbecken, das durch stetige Wasserbewegung sicherstellt, dass sich die filigranen Quallen nicht verletzen, wird am 17. Dezember 2024 mit einer exklusiven Führung von Kurator Dr. Eric Diener für den Hellabrunner Förderkreis eröffnet. „Dank der großzügigen finanziellen Unterstützung der Förderinnen und Förderer konnte dieses besondere Becken entstehen – und es freut mich sehr, dass wir nun wieder Quallen in Hellabrunn zeigen können. Sie gehören zu den faszinierendsten Lebewesen unseres Planeten“, so Diener.
Auch Tierparkdirektor Rasem Baban ist zufrieden, dass zum Jahresende noch eine Neuerung im beliebten Hellabrunner Aquarium fertiggestellt wurde: „In Interviews werde ich oft nach meiner Lieblingstierart gefragt – und das sind definitiv Quallen. Sie sind eine unterschätzte Lebensart und werden nun mit dem neuen, hochmodernen Quallenkreisel wieder in den hochverdienten Fokus gerückt.“
Weltweit gibt es rund 2.000 Quallenarten, darunter die sogenannten Schirmquallen, zu denen auch die Ohrenquallen zählen. Diese Tiere bewegen sich mithilfe von Pulsationen ihres Schirms: Sie ziehen ihn zusammen und dehnen ihn wieder aus, wodurch sie einen Rückstoß erzeugen. Dadurch können sie allerdings nur kurze Strecken überbrücken, denn Quallen sind insgesamt schlechte Schwimmer und lassen sich eher passiv von Meeresströmungen treiben. Auf ihren Tentakeln sitzen Nesselzellen, die kleine mit Nervengift überzogene Harpunen enthalten, womit sie Plankton und andere Kleinstlebewesen aus dem Wasser fangen.
Das Gift in den Nesselzellen mancher Quallenarten ist so potent, dass es auch zur Verteidigung gegenüber Fressfeinden eingesetzt wird. So gehört das Gift der Würfelqualle beispielsweise zu einem der stärksten Gifte im ganzen Tierreich und eine bloße Berührung ist für Menschen bereits lebensgefährlich. Die in Hellabrunn gehaltenen Ohrenquallen haben nur sehr kurze Tentakel, sind auf den Fang von Kleinkrebsen spezialisiert und für Menschen ungefährlich.
Quallen sind unverzichtbar für die Stabilität und Gesundheit der Meere. Sie spielen eine zentrale Rolle in der Nahrungskette, da sie sowohl Beute für Meeresschildkröten, Fische und Vögel sind als auch selbst Plankton und kleine Fische regulieren. Nach ihrem Tod sinken Quallen auf den Meeresboden, wo sie von Bakterien zersetzt werden und wichtige Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor freisetzen, die das Wachstum anderer Organismen fördern. Darüber hinaus bewegen sich Quallen zwischen verschiedenen Wasserschichten, was zur Verteilung von Nährstoffen von der Tiefsee hin zur Oberfläche führt.
Die Populationen von Quallen reagieren auf Faktoren wie Temperaturanstieg, Überfischung und Verschmutzung, und sind deshalb auch Indikatoren für Umweltveränderungen. Fehlen ihre Fressfeinde, wie z. B. Meeresschildkröten oder Großfische, kommt es zu Überpopulationen, die auf für Menschen problematisch werden können. Dies unterstreicht die Bedeutung eines intakten und ausgewogenen Ökosystems.
Ein großes Problem für das Gleichgewicht der Ozeane ist die Verschmutzung durch Plastik und Mikroplastik. Diese Materialien gelangen auch aus dem heimischen Haushalt hier in München und Deutschland durch Flüsse und Seen in die Meere, schädigen den sensiblen Lebenskreislauf der Meeresbewohner und finden letztlich ihren Weg in die Nahrungskette der Menschen. Dr. Eric Diener, in Hellabrunn auch zuständiger Kurator für Artenschutz-Themen, dazu: „Die Rückkehr der Quallen in das Hellabrunner Aquarium ist daher auch eine Erinnerung an die Zerbrechlichkeit unserer Ökosysteme und die Notwendigkeit, die Ozeane zu schützen.“